Meldung

Zur gestrigen Veröffentlichung der Abschlussberichte zur psychosozialen Situation und Unterstützungsbedarfen von Frauen mit ungewollter Schwangerschaft

donum vitae fordert sorgfältige Prüfung der ELSA-Studienergebnisse und warnt vor politischer Instrumentalisierung

„Es ist begrüßenswert, dass die vollständigen Ergebnisse des Verbundprojektes „Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung“ (ELSA) nun veröffentlicht wurden, aus denen in den letzten Monaten immer wieder zitiert wurde, die aber der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren. Durch die nun geschaffene Transparenz ist erstmals eine differenzierte und sachgerechte Auswertung der Ergebnisse möglich“, erklärt Dr. Olaf Tyllack, der Bundesvorsitzende von donum vitae e.V., anlässlich der Veröffentlichung der Abschlussberichte durch das Bundesgesundheitsministerium gestern. Die mehr als 1000 Seiten umfassenden Studienergebnisse von insgesamt drei Forschungsvorhaben erfordern aus Sicht von donum vitae eine sorgfältige Auswertung und Analyse der wissenschaftlichen Methodik, der daraus gewonnenen quantitativen und qualitativen Erkenntnisse sowie hieraus abgeleiteter Handlungsempfehlungen. Hieran sind durchaus Zweifel möglich.  So bemesse sich die Aussagekraft auch am Maßstab der Repräsentativität der Ergebnisse der verschiedenen Teilstudien. Beispielsweise seien bei der durchgeführten quantitativen Befragung von ca. 600 Frauen mit ungewollten abgebrochenen Schwangerschaften nur ca. 25 Prozent aus einer repräsentativen Stichprobe über das Einwohnermeldeamt und alle weiteren Frauen über Abbrucheinrichtungen, Beratungsstellen, das Internet oder Social Media für die Befragung gezielt gewonnen worden.

Weitere Studien und Befragungen zur Versorgungslage in den Blick nehmen
„Die Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Beratung und Versorgung von schwangeren Frauen im Konflikt und zum Schutz des ungeborenen Lebens im Sinne der doppelten Anwaltschaft ist Anlass der Gründung von donum vitae vor 25 Jahren gewesen und weiterhin ein Herzensanliegen für uns,“ so Dr. Tyllack weiter. Die wissenschaftlich valide und saubere Erhebung und Analyse der Problemlagen und Versorgung ungeplant Schwangerer in Deutschland sei für die Arbeit von donum vitae demzufolge wichtig und wertvoll, um den betroffenen Frauen und Paaren Beratung und Hilfe niedrigschwellig zugänglich zu machen und gezielte, passende Hilfsangebote vorzuhalten und zu entwickeln.

Nach Ansicht von donum vitae sollten die Ergebnisse der ELSA-Studie daher nicht isoliert, sondern auch im Zusammenhang mit weiteren, durchaus abweichenden veröffentlichten Studienergebnissen und Befragungen zur psychosozialen und medizinischen Versorgungslage ungewollt Schwangerer aus den letzten Jahren diskutiert werden. Nur dadurch könnten die tatsächlichen Handlungsbedarfe sachgerecht und zielgruppenspezifisch erfasst sowie zielgenaue und lösungsorientierte Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene entwickelt werden.

„Die von den Wissenschaftlern der ELSA-Studie formulierten, sehr weitgehenden politischen Handlungsempfehlungen beispielsweise für eine Abschaffung der Beratungspflicht stehen im klaren Widerspruch zu den Erfahrungen unserer Beraterinnen sowie großen Befragungen unserer beiden Landesverbände Bayern und NRW im letzten Jahr von insgesamt 1.700 Klientinnen in der Schwangerschaftskonfliktberatung“, so Dr. Tyllack. Diese Befragungen ergaben, dass in beiden Bundesländern 94 Prozent der Klientinnen die psychosoziale Beratung als hilfreich empfunden haben, da ihnen dort Informationen und persönliche Unterstützung gegeben wurden. Mindestens 40 Prozent Frauen wären allerdings ohne die verbindliche Beratung nicht gekommen. Dies zeige exemplarisch die zwingend notwendige sorgfältige Prüfung der nun vorgelegten Studienergebnisse durch die in der Praxis tätigen Fachverbände und politischen Verantwortungsträger.

Warnung vor politischer Instrumentalisierung der Studienergebnisse
„Ich möchte daher nachdrücklich davor warnen, aus den Ergebnissen der nun vorgelegten Abschlussberichte voreilige Schlussfolgerungen zu ziehen oder diese für weitgehende politische Ziele wie die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, den Wegfall der Beratungspflicht oder die Aufhebung der Trennung zwischen Beratung und Abbruch zu instrumentalisieren“, erklärt Dr. Tyllack abschließend. Dies werde weder der Komplexität der Thematik noch den tatsächlichen Problemlagen der ungewollt schwangeren Frauen gerecht und werde auch bei näherer Betrachtung von den ELSA-Ergebnissen so nicht getragen. Soweit sich bei gründlicher Betrachtung der Studienlage fundierte und konkrete Maßnahmen ergäben, mit denen sich die Situation der betroffenen Frauen und Paare praktisch verbessern ließe, werde donum vitae dies gerne unterstützen.

Informationen zu den Beratungsangeboten von donum vitae

donum vitae e.V.
donum vitae bietet als einer der größten Träger bundesweit an 200 Orten Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatung an. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes setzen wir uns für den Schutz des ungeborenen Lebens und für die Würde von Frau, Mann und Kind ein. In Politik und Gesellschaft engagieren wir uns für ein kindgerechtes und familienfreundliches Umfeld.

donum vitae berät, informiert und begleitet in allen Fragen rund um Schwangerschaft und im Schwangerschaftskonflikt. Darüber hinaus bieten wir psychosoziale Beratung im Kontext von Pränataldiagnostik oder bei unerfülltem Kinderwunsch sowie Veranstaltungen zur sexuellen Bildung und sexualpädagogischen Prävention an und vermitteln konkrete Hilfe und Unterstützung. Die Beratung von donum vitae ist kostenlos und vertraulich, auf Wunsch auch anonym. Sie steht allen Ratsuchenden offen – unabhängig von Nationalität, Konfession und sexueller Orientierung.

Die rund 320 Beraterinnen und Berater von donum vitae werden von mehr als 1.000 ehrenamtlich Engagierten in 13 Bundesländern unterstützt. Der Verein wurde 1999 gegründet und ist gemeinnützig. Die staatlich anerkannten Beratungsstellen von donum vitae sind berechtigt, einen Beratungsnachweis gemäß § 219 StGB auszustellen.